Wann muss ich wechseln? Wie müssen die Reifen beschaffen sein? Und wann brauche ich ganz neue Pneus? Rund um den Wechsel auf Sommerreifen gibt es viele Fragen. „Der Reifen ist ein sicherheitsrelevantes Teil, das muss ich als Autofahrer immer bedenken“, sagt Christian Koch, Reifenexperte der Prüforganisation Dekra. Deshalb im Zweifel hier lieber etwas mehr Zeit und Geld investieren. Koch erklärt, wie Autofahrer sicher in den Frühling rollen.
Der richtige Zeitpunkt
Von Ostern bis Oktober: Das „O bis O“-Prinzip für Sommerreifen stimmt tatsächlich, sagt Experte Koch. Zur groben Orientierung sei diese Faustregel durchaus sinnvoll. Denn einen gesetzlichen Zeitraum für das Fahren mit Winterreifen gibt es in Deutschland nicht. Die Vorschrift lautet, dass die Bereifung an die Witterungsverhältnisse angepasst sein muss.
Doch zu früh sollten Autofahrer die Pneus nicht wechseln. Ostern ist schließlich nie am gleichen Tag. Und bei einem Kälteeinbruch haben Autofahrer ein Problem: Wer nämlich bei Glatteis oder Schneeglätte mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Steht also über Ostern noch ein Skiurlaub an, gehören Sommerreifen erst danach ans Auto.
Wer mit Sommerreifen auf Glatteis fährt, riskiert Bußgelder und einen Punkt.
Zu lang sollte man jedoch auch nicht warten. „Wintertaugliche Reifen funktionieren im Sommer nicht“, sagt Christian Koch. „Die Fahrstabilität leidet da erheblich, und die Reifen verschleißen deutlich schneller.“ Winterreifen sind aufgrund ihrer weichen Beschaffenheit bei hohen Temperaturen sehr nachgiebig, das Fahrgefühl wird schwammig und vor allem verlängert sich der Bremsweg. Ganz anders die Sommerreifen: Mit ihrer harten Gummimischung sind sie ausgemachte Spezialisten für Frühjahr und Sommer.
Der Reifenkauf
Beim Kauf sollten Autofahrer vor allem beachten, wie sich ein Reifen beim Bremsen auf nasser Fahrbahn verhält, rät Koch. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen.“ Informationen zum Bremsen bei Nässe gibt es auch auf dem Reifenlabel, ebenso Angaben zu Rollwiderstand und Abrollgeräusch.
Für eine sichere Straßenhaftung brauchen Reifen aber vor allem eine ausreichende Profiltiefe. Reifenexperte Koch empfiehlt, die Pneus nicht bis auf die gesetzliche Mindestprofiltiefe von 1,6 mm abzufahren. Besser: Sommerreifen bei 3 Millimeter, Winterreifen bereits bei 4 Millimeter Restprofiltiefe erneuern. Einen Blick wert ist zudem die DOT-Nummer, die das Alter des Reifens verrät. Je älter ein Reifen ist, desto spröder wird das Gummi. Der Reifen wird anfälliger. Deshalb sollten Reifen, die älter als sechs Jahre sind, regelmäßig auf Schäden überprüft werden. Nach zehn Jahren sollte ein Reifen in jedem Fall erneuert werden.
Grundsätzlich sollten Autofahrer sich vor dem Kauf neuer Pneus mittels Reifentests informieren oder im Fachhandel beziehungsweise der Kfz-Meisterwerkstatt beraten lassen, welcher Reifen Fahrzeug und Fahrstil optimal unterstützt. Koch rät, beim Neukauf nicht am falschen Ende zu sparen. „Hier gilt Qualität vor Preisersparnis.“
Ganzjahresreifen sind halt immer nur ein Kompromiss.
Ganzjahresreifen als Alternative?
Eine Alternative zum zweimaligen Reifenwechsel sind sogenannte Ganzjahresreifen. Ganz so gut wie die Spezialisten sind sie aber nicht. „Jeder Reifen ist immer ein Kompromiss, weil auch innerhalb einer Jahreszeit die Bedingungen schwanken“, erklärt Koch. Der Reifenexperte empfiehlt solche Pneus daher nur Autofahrern, die vor allem in der Stadt und nicht besonders viel unterwegs sind oder ihren Wagen bei extrem winterlichen Bedingungen auch mal stehen lassen können.
Die Montage
Der routinemäßige Wechsel im Frühjahr und Herbst sollte grundsätzlich von Fachleuten durchgeführt werden. In der Werkstatt werden die Reifen nicht nur sachgerecht montiert, die Kfz-Experten machen auch gleich einen Rundum-Check: Gesamtzustand der Pneus, Profiltiefe, Reifendruck, Alter und der Verschleiß der Schraubgewinde werden überprüft. So fährt man nach dem Reifenwechsel nicht nur komfortabler, sondern auch sicher. Außerdem sollten die Reifen bei der Gelegenheit auch ausgewuchtet werden. Kleine Gewichte an den Felgen sorgen dann für mehr Fahrstabilität. Nicht richtig ausgewuchtete Räder beanspruchen hingegen übermäßig Reifen, Radlager und Radaufhängung. Neuere Autos sind zudem häufig mit Reifendruckkontrollsystemen (RDKS) ausgestattet, die beim Reifenwechsel vom Fachbetrieb genau eingestellt werden müssen.
Nicht am falschen Ende sparen: Die Reifen sind absolut sicherheitsrelevant.
Pflegen und lagern
Damit die Winterreifen die Pause gut überstehen, brauchen sie ein gutes Plätzchen im Keller oder in der Garage. Sauber sollte es natürlich sein, außerdem trocken und dunkel. Reifen ohne Felge lagern am besten stehend, montierte Reifen eher liegend. Autofahrer ohne Platz in der Garage können die Lagerung natürlich auch dem Profi überlassen. „Das kostet ja inzwischen nicht mehr die Welt“, erklärt Christian Koch. Wer seine Reifen also ordentlich lagert, kann ihre Lebenserwartung deutlich verlängern.
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Initiative Reifenqualität des DVR
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