Die Anschaffung eines Gebrauchtwagens ist für viele Autofahrer eine lohnenswerte Alternative zum Neuwagen. Doch der Gebrauchtwagenkauf sollte gut vorbereitet und überlegt sein. Denn wer nicht genau hinschaut, dem entgehen schnell verdeckte Unfallschäden – und damit schlimmstenfalls auch Sicherheitsrisiken. Die wichtigsten Tipps für den Autokauf.
Tipp 1: Hinschauen und anfassen
Funktionieren die Scheinwerfer, die Blinker und die Bremsen ordnungsgemäß? Ist das geklärt, geht es weiter. „Es gibt ein paar Anzeichen für Macken, die auch für Laien gut erkennbar sind“, sagt Patrick Pöppl vom TÜV Süd. Mit einem Lackdichteprüfgerät können sie beispielsweise herausfinden, ob ein Bereich gespachtelt oder nachlackiert wurde. Auch unterschiedliche Spaltmaße an Türen und Klappen lassen sich mit bloßem Auge sehen oder mit dem Finger ertasten. Ein Hinweis auf ausgetauschte Teile – und damit auf einen verdeckten Unfallschaden?
Kann sein, muss aber nicht. Ein verdeckter Unfallschaden liegt vor, wenn ein bekannter oder reparierter Unfallschaden dem Autokäufer verschwiegen wird. „Vielleicht war da ja auch nur eine Delle in der Tür, damit ist es nicht gleich ein Unfallwagen“, sagt Pöppl. Gleichzeitig sei nicht jede Reparatur ein Indiz dafür, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmt. „Wenn das hundertprozentig professionell gemacht wurde, hätte ich mit dem Kauf kein Problem.“ Wichtig ist allerdings, dass der Verkäufer klar kommuniziert, was genau mit dem Wagen passiert ist.
Wichtig ist, dass der Verkäufer bisherige Reparaturen klar kommuniziert.
Tipp 2: Nachfragen und hinhören
Auch im Innenraum lohnt sich ein genauer Check: Wie steht es um die Gummidichtungen, wie abgenutzt sind Gurte und Sitze? „Fragen Sie genau nach, wofür der Wagen genutzt wurde“, empfiehlt TÜV-Experte Pöppl. Wer bei der – ohnehin obligatorischen – Probefahrt merkwürdige Geräusche oder Unregelmäßigkeiten im Fahrverhalten bemerkt, sollte das ebenfalls ansprechen. Denn das kann ein Hinweis auf Probleme mit der Bremse, den Achsen oder dem Getriebe sein. Und das kann im Ernstfall nicht nur sehr teuer, sondern auch besonders gefährlich werden.
Tipp 3: Extras checken und Serviceheft prüfen
Auch die Ausstattung ist wichtig, gerade in puncto Sicherheit: ABS und ESP sind bei Neuwagen ohnehin Pflicht, sollten aber auch in den meisten Gebrauchten heute nicht mehr fehlen. Gleiches gilt für Airbags. Dagegen gibt es elektronische Sicherheitssysteme wie Spurhalteassistenten, die auch in Neuwagen längst noch nicht serienmäßig eingebaut sind. Im Gebrauchten wird man sie daher kaum finden. Informieren Sie sich vor dem Kauf, ob eine Nachrüstung von Sicherheitssystemen möglich ist bzw. was sie kosten würde. Pöppl rät zudem, sich das Serviceheft zeigen zu lassen. Das verrät, ob der Wagen regel- und vorschriftsmäßig in der Werkstatt war, wann die nächste Pflichtwartung ansteht – oder der kostspielige Zahnriemenwechsel.
Tipp 4: Im Zweifel Experten fragen
Wer sich den Wagen-Check alleine nicht zutraut, sollte sich Hilfe vom Profi holen. Experten entdecken womöglich unsichtbare, aber besonders gefährliche Mängel, etwa an den Bremsen. Viele Prüfstellen und Werkstätten bieten schnelle Auto-Checks für relativ kleines Geld an, auch vor dem Kauf. Oft reicht es aber schon, sich im privaten Umfeld umzuhören: „Jeder hat ja den einen Bekannten, der etwas Ahnung von Autos hat. Den würde ich einfach zum Termin mitnehmen“, rät Pöppl.
Viele Prüfstellen und Werkstätten bieten schnelle Auto-Checks für relativ kleines Geld an.
Viel Aufwand, der sich aber lohnt. Denn wer Mängel erst später entdeckt, hat oft das Nachsehen. Beim Gebrauchtwagenkauf gibt es zwar die gleiche Gewährleistung wie bei einem Neuwagen, erklärt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Händler können die Frist aber auf ein Jahr reduzieren, Privatverkäufer können die Sachmängelhaftung sogar ganz ausschließen. Geld zurück gibt es dann nur bei einer arglistigen Täuschung, wenn der Verkäufer also definitiv von dem Schaden wusste. Das nachzuweisen, ist aber meist schwierig. Besser ist also, vor dem Kauf einmal mehr hinzuschauen.