Unübersichtliche Einmündungen oder enge Kurven: Manche Straßenabschnitte sind prädestiniert für Verkehrsunfälle. Das vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) geförderte Projekt gefahrenstellen.de nimmt sich dieser Unfallherde an – und setzt dabei auf die Unterstützung internetaffiner Verkehrsteilnehmende.
„Vor allem durch technische Neuerungen hat sich die Zahl der Verkehrstoten in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verringert“, sagt Jörn Wolter, einer von drei Brüdern, die das Projekt gemeinsam initiiert haben.
Starben zur Jahrtausendwende noch 7.772 Menschen bei Verkehrsunfällen, hat sich diese Zahl in weniger als 20 Jahren mehr als halbiert. 3.275 Unfalltote waren es im Jahr 2018. „Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine Stagnation“, sagt Wolter.
Um den Straßenverkehr noch sicherer zu machen, setzen die Geschwister gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus Forschung und Wirtschaft und der Polizei, auf einen digitalen Lösungsansatz. Crowdsourcing ist das Stichwort. Das heißt, dass das Identifizieren von Gefahrenstellen zur kollektiven Aufgabe wird. Konkret kann also jeder Verkehrsteilnehmende mit einem Internetzugang etwas beitragen.
In wenigen Klicks zur Gefahrenmeldung
Das Vorgehen ist simpel: Hat eine Verkehrsteilnehmerin oder ein Verkehrsteilnehmer eine gefährliche Stelle im Straßenverkehr entdeckt, gelangt er über die Website oder die App auf die Ansicht einer Karte.
Hier werden alle bereits gemeldeten Stellen angezeigt. Das Anlegen einer neuen Gefahrenstelle gelingt mit einem Klick auf die Karte. Nun gilt es, die Gefahrenstelle anhand weniger Fragen genauer zu beschreiben: Für wen besteht besondere Gefahr? Welche Art der Gefährdung liegt vor? Und wie kommt man zu dieser Einschätzung? Optional kann auch ein Bild angehängt werden. Das Ganze braucht nicht mehr als neun Mausklicks und zwei Minuten Zeit.
Die nun erfasste Gefahrenmeldung kann von anderen Nutzern unterstützt werden, ähnlich der „Gefällt mir“-Funktion in sozialen Medien.
Knapp 4.000 Nutzer-Meldungen zu rund 2.000 Gefahrenstellen sind mittlerweile eingegangen, ein Großteil davon in den Städten Aachen und Bonn. Hier wurde im Rahmen einer Machbarkeitsstudie in Kooperation mit der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen gezielt auf das Projekt aufmerksam gemacht. Im nächsten Schritt sollen nun deutschlandweit Verkehrsteilnehmenden zum Mitmachen aufgerufen werden.
Ein smartes Frühwarnsystem
Bislang gilt es noch, auf der Website möglichst viele Informationen zu potenziellen Gefahrenstellen zu sammeln. Diese Daten werden anschließend um weitere verkehrsrelevante Daten ergänzt und sollen zukünftig dann aber etwa auch in Navigationsgeräte und Smartphone-Apps integriert werden.
Bei der Routenberechnung etwa kann dann neben der schnellsten auch die sicherste Route anzeigt werden – gerade für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger eine gute Möglichkeit, Gefahrenpunkte wie große Kreuzungen gezielt zu meiden.
Die gesammelten Daten sollen zudem auch dazu dienen, unfallträchtige Stellen schneller zu beseitigen. „Auf Gefahrenstellen kann bisher erst reagiert werden, wenn dort schon viele Unfälle passiert sind“, sagt Wolter. Mit Hilfe seiner Website soll sich das ändern und vorbeugend gehandelt werden.
Bilder: gefahrenstellen.de