Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) sind jungen Radfahrenden die Gefahren und das persönliche Risiko eines schweren Fahrradunfalls durchaus bewusst. Trotzdem tragen die wenigsten immer einen Fahrradhelm, denn er gilt als unpraktisch, unbequem und unästhetisch. Eine neue Verkehrssicherheitsaktion von BMVI und DVR in Kooperation mit Starfotograf Rankin und „Germany’s next Topmodel“ soll das ändern.
Berlin, 22. März 2019 – Neue Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) belegen: Auf der Grundlage repräsentativer Verkehrsbeobachtungen von 17.278 Fahrradfahrerinnen und -fahrern im Jahr 2018 tragen nur 8 Prozent der jungen Radfahrenden im Alter zwischen 17 und 30 Jahren einen Helm. Das ist die geringste Helmtragequote aller beobachteten Altersgruppen*. Auch die Ergebnisse einer im Februar 2019 von der forsa Politik- und Sozialforschung durchgeführten repräsentativen Online-Befragung unter 1.006 jungen Fahrradfahrerinnen und -fahrern im Alter zwischen 17 und 30 Jahren bestätigen dies**. Obwohl die Selbsteinschätzung der Befragten besser ausfällt als die tatsächlichen Beobachtungen der BASt, nutzen lediglich 28 Prozent nach eigenen Angaben immer einen Fahrradhelm, weitere 16 Prozent meistens.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer: „Mehr als die Hälfte der jungen Radfahrerinnen und Radfahrer sagen von sich selbst, dass sie nie oder nur selten einen Helm tragen. Und warum nicht? Weil es angeblich nicht cool aussieht. Mit unserer neuen Aktion ‚Looks like shit. But saves my life.‘ richten wir uns daher gezielt an junge Menschen, um sie dazu zu motivieren, zum eigenen Schutz einen Helm aufzusetzen. Der Spruch entspricht vielleicht nicht so ganz dem üblichen Behördendeutsch. Er bringt die Botschaft aber ziemlich genau auf den Punkt: Helme retten Leben!“
Laut der forsa-Umfrage besitzen die meisten jungen Radfahrenden entweder keinen Helm (40 Prozent) oder tragen ihn nur selten (10 Prozent) oder nie (6 Prozent). Dabei sind den jungen Befragten die Gefahren im Straßenverkehr sehr bewusst: Insgesamt 43 Prozent der Radfahrerinnen und -fahrer schätzen laut Umfrage ihr persönliches Risiko eines schweren Fahrradunfalls mit Kopfverletzung als sehr groß oder eher groß ein. Am häufigsten fürchten sich die jungen Erwachsenen bei einem Fahrradunfall vor einem Zusammenstoß mit Pkw-, Lkw- oder Motorradfahrern (59 Prozent). Mehr als die Hälfte (53 Prozent) gibt darüber hinaus an, selbst schon einen Fahrradunfall mit Verletzung gehabt zu haben. Und obwohl sich fast alle Befragten (95 Prozent) einig sind, dass ein Fahrradhelm der beste Schutz gegen Kopfverletzungen ist, nutzt nur etwa ein Viertel aller Befragten (28 Prozent) immer einen Helm.
* Bundesanstalt für Straßenwesen: Forschungsprojekt FE 83.0037/2017
** Repräsentative Online-Umfrage unter 1.006 Radfahrenden im Alter zwischen 17 und 30 Jahren im Februar 2019; durchgeführt von der forsa Politik- und Sozialforschung im Auftrag von BMVI und DVR
„Germany’s next Topmodel“-Kandidatin Alicija ist eines der Gesichter der neuen Fahrradhelm-Aktion
Die Helmtragequote unter jungen Erwachsenen ist noch deutlich zu niedrig, zumal Radfahrende als ungeschützte Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer im Straßenverkehr besonders gefährdet sind.
„Unsere Kampagne ‚Runter vom Gas‘ hat diesmal einen neuen Weg gewählt. Dabei wurden wir von ‚Germany’s next Topmodel‘ und dem Starfotografen Rankin unterstützt. Ungewöhnlich für ‚Runter vom Gas‘. Klar. Aber es geht darum, Aufmerksamkeit zu wecken. Ich freue mich, dass Alicija, Rankin und das gesamte Team von ‚Germany’s next Topmodel‘ unser wichtiges Anliegen unterstützen und sich gemeinsam mit uns für mehr Verkehrssicherheit einsetzen. Ich bin überzeugt, dass uns das mit dieser Kampagne gelingt“, sagt Bundesminister Andreas Scheuer.
„Sicherlich kann diese Kooperation dazu beitragen, dass Fahrradhelme – ähnlich wie Skihelme – ein besseres Image bei jungen Menschen bekommen. Solche Maßnahmen für eine bessere Akzeptanz sind notwendig, denn Fahrradhelme können die meisten lebensbedrohlichen Kopfverletzungen verhindern. Es gibt nichts Wichtigeres, als die Gesundheit und das eigene Leben zu schützen“, sagt DVR-Präsident Prof. Dr. Walter Eichendorf.
Die starken Aktionsmotive von Alicija und weiteren Models werden – unterstützt durch den Kooperationspartner Wall GmbH – ab der kommenden Woche in deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg, Köln und München als City-Light-Poster an Straßen und Fahrradwegen zu sehen sein.
Unter http://www.runtervomgas.de/Fahrradhelm und in sozialen Netzwerken ruft „Runter vom Gas“ außerdem unter dem Hashtag #HelmerettenLeben dazu auf, es Alicija und den anderen Models gleichzutun und ein Foto mit einem Fahrradhelm zu posten. Unter allen Teilnehmern werden zehn von Rankin und Alicija signierte Fahrradhelme sowie Aktionskalender verlost.
Hintergrund „Runter vom Gas“:
Initiatoren der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ sind das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR). Mit einer emotionalen Ansprache sensibilisiert „Runter vom Gas“ seit 2008 für Risiken im Straßenverkehr sowie eine Vielzahl von Unfallursachen und will damit für mehr Sicherheit auf deutschen Straßen sorgen.
Im Jahr 2017 verloren 3.180 Personen ihr Leben im Straßenverkehr. 2011 waren es noch 4.009 Getötete. Im selben Jahr wurde im nationalen Verkehrssicherheitsprogramm das Ziel von 40 Prozent weniger Todesopfern im Straßenverkehr bis 2020 definiert.
Mehr Informationen zur Kampagne auf:
http://www.runtervomgas.de
http://www.facebook.com/RunterVomGas
Kontakt
Kampagnenbüro „Runter vom Gas“
Telefon: +49 (0)30 700186-979
Fax: +49 (0)30 700186-599
mailto:kontakt@runtervomgas.de
Weitere Umfrageergebnisse*** bzw. Zahlen des Statistischen Bundesamts zu Radunfällen****
Vor allem junge Frauen entscheiden sich aus ästhetischen Gründen gegen einen Fahrradhelm
Die jenigen unter den jungen Radfahrerinnen und -fahrern, die laut der forsa-Umfrage selten oder nie einen Fahrradhelm tragen (56 Prozent), geben als Grund gegen die Helmnutzung an, dass sie ihn als unpraktisch, unbequem oder störend empfinden (58 Prozent). Ebenfalls halten viele den Helm für nicht notwendig oder nützlich (22 Prozent) oder lehnen ihn aus ästhetischen Gründen (18 Prozent) ab. Manche vergessen auch ihn aufzusetzen (12 Prozent). Bei dieser offenen Abfrage unter 563 Personen waren Mehrfachnennungen möglich.
Optische Gründe spielen insbesondere für Frauen eine wichtige Rolle: 70 Prozent der weiblichen Befragten, die selten oder nie einen Kopfschutz tragen, stimmen der Aussage zu, dass man mit Fahrradhelm nicht gut aussieht (Männer: 58 Prozent). Weitere 64 Prozent bestätigen die Aussage, dass ein Helm die Frisur zerstört (Männer: 48 Prozent), und 56 Prozent der Frauen finden Fahrradhelme nicht cool (Männer: 50 Prozent) (ebenfalls Mehrfachnennungen möglich).
Trügerisch: Junge Radfahrer fühlen sich trotz allem sicher im Straßenverkehr
Der Großteil der befragten Fahrradfahrerinnen und -fahrer fühlt sich persönlich sehr sicher oder eher sicher im Straßenverkehr (77 Prozent). Von denen, die keinen Helm besitzen oder ihren Helm nie tragen, fühlen sich mit 82 Prozent überdurchschnittlich viele sehr oder eher sicher im Straßenverkehr. Ein trügerischer Eindruck angesichts der Faktenlage: Fahrradfahrerinnen und -fahrer gehören zu den am meisten gefährdeten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern. Dementsprechend werden bei Unfällen, in die Radfahrende verwickelt sind, vor allem eben diese getötet oder verletzt.
Laut Statistischem Bundesamt war 2017 jede/r fünfte Verletzte (79.346) und fast jede/r achte Verkehrstote (382) im Straßenverkehr auf einem Fahrrad unterwegs. Die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer ist 2018 nach ersten Auswertungen des Statistischen Bundesamts sogar noch um rund 14 Prozent gestiegen.
Nur Angst vor Kollisionen mit Fahrzeugen, nicht vor Alleinunfällen
Während die befragten Radfahrenden vergleichsweise häufig angeben, sehr große oder große Angst vor einem Unfall oder Sturz durch einen Zusammenstoß mit Pkw-, Lkw- oder Motorradfahrern zu haben (59 Prozent), haben nur ganz wenige sehr große oder große Angst vor einem Unfall durch einen Zusammenstoß mit Fußgängern (12 Prozent), anderen Fahrradfahrern (9 Prozent) oder gänzlich ohne Fremdeinwirkung (8 Prozent).
Auch wenn die Angst vor Unfällen mit Kraftfahrzeugen nachvollziehbar und berechtigt ist, zeigt sich auch, dass sich die Befragten der Gefahr von Alleinunfällen nicht bewusst sind und sie daher unterschätzen. Denn laut Statistischem Bundesamt war rund jeder fünfte Fahrradunfall im Jahr 2017 ein Alleinunfall (15.600 Alleinunfälle von insgesamt 79.826 Fahrradunfällen). Dabei starben 99 Menschen, das war jeder vierte getötete Fahrradfahrende. Zudem wurde jede/r fünfte Radfahrende infolge eines Alleinunfalls verletzt.
***Repräsentative Online-Umfrage unter 1.006 Radfahrenden im Alter zwischen 17 und 30 Jahren im Februar 2019; durchgeführt von der forsa Politik- und Sozialforschung im Auftrag von BMVI und DVR
****Statistisches Bundesamt, Unfallentwicklung auf deutschen Straßen, 2017
Mehr Informationen zur Kampagne auf:
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