10. Februar 2025

Warum wird man Schülerlotse?

Die Schülerlotsen Jannes und Fabian helfen Grundschulkindern dabei, sicher zur Schule zu kommen.

3 Minuten

Man erkennt sie schon von Weitem: Ausgestattet mit neongelber Jacke und Signalkelle sichern Schülerlotsinnen und Schülerlotsen an vielen Schulen gefährliche Übergänge. Im niedersächsischen Munster helfen Fabian Klein und Jannes Schmidt seit der 7. Klasse jüngeren Schülerinnen und Schülern über die Straße. Inzwischen sind sie 19 Jahre alt und machen in diesem Jahr ihr Abitur. Im Interview erzählen sie, wie man Schülerlotsin oder -lotse wird, welche Erfahrungen sie gemacht haben und was sie sich von anderen Verkehrsteilnehmenden wünschen.

Warum seid ihr Schülerlotsen geworden? 

Jannes: Ich war neugierig und wollte wissen, was die Leute mit den gelben Westen auf der Straße vor unserer Schule genau machen. Also haben Fabian und ich in der 7. Klasse die Ausbildung gemacht. Ich bin dabeigeblieben, weil es Spaß macht und interessant ist. Im Nachhinein bin ich sehr dankbar, dass ich mich damals für dieses Ehrenamt entschieden habe.  

Fabian: Die Ausbildung hat mir gezeigt, wie spannend der Straßenverkehr ist und wie wichtig Schülerlotsinnen und Schülerlotsen sind. Ich übernehme gern Verantwortung für jüngere Schülerinnen und Schüler und mag insbesondere den Umgang mit Menschen sehr. 

Was muss man dafür lernen? 

Jannes: Grundsätzlich durchläuft man eine mehrstündige Schulung durch die Polizei oder die örtliche Verkehrswacht. Wir wurden zum Beispiel von einem Verkehrsbeauftragten aus dem Heidekreis an mehreren Tagen während der Schulzeit unterrichtet. Er hat uns Themen wie Verkehrsführung, Straßenverkehrsordnung, Verkehrszeichen oder das Einschätzen von Geschwindigkeiten und Bremswegen nähergebracht. Außerdem gab es eine kleine Einführung in Erste Hilfe und praktische Übungen im Straßenverkehr.  

Wie sieht der Dienst als Schülerlotse aus? 

Fabian: An unserer Schule gibt es insgesamt vier Schülerlotsinnen und Schülerlotsen, die die Straßenübergänge an unserer benachbarten Grundschule überwachen. An jedem Übergang sind zwei Personen im Einsatz. Eine Person steht auf der einen Seite und die andere gegenüber. So sichern wir beide Fahrtrichtungen ab und sorgen dafür, dass die Kinder vor Schulbeginn und nach Unterrichtsschluss sicher über die Straße kommen.

Wir sorgen dafür, dass die Kinder vor Schulbeginn und nach Unterrichtsschluss sicher über die Straße kommen.

Jannes: Als Schülerlotsen dürfen wir nicht in den Straßenverkehr eingreifen. Wir müssen warten, bis sich eine ausreichend große Lücke im Verkehr ergibt, um die jüngeren Schulkinder über die Straße zu führen. Außerdem signalisieren wir mit unserer Kelle, dass jetzt Kinder die Fahrbahn überqueren wollen.  

Hattet ihr am Anfang Angst, euch auf die Straße zu stellen? 

Jannes: Angst nicht, aber Respekt. Wir gehen nicht einfach so auf die Straße, sondern warten immer, bis die Straße frei ist. Mit genug Erfahrung weiß man, worauf es ankommt und wann man sich auf die Straße stellen kann. Außerdem tragen wir eine gelbe Weste und haben die Kelle in der Hand. Wir sind also sehr auffällig gekleidet, sodass die anderen Verkehrsteilnehmenden meistens auf uns achten. 

Fabian: Während der Ausbildung haben wir viele praktische Situationen geübt. Unser Ausbilder ist zum Beispiel mit dem Auto etwas schneller an einen Übergang herangefahren, um uns ein Gefühl für die Geschwindigkeit und Abstände zu geben. Das gab mir Sicherheit, bevor ich mich selbst auf die Straße wagte. Auch die älteren und erfahreneren Schülerlotsinnen und Schülerlotsen gaben wertvolle Tipps. 

Gibt es auch mal brenzlige Situationen?  

Jannes: Eigentlich nicht, weil wir gut ausgebildet sind und konzentriert arbeiten. Aber bei Grundschulkindern muss man sehr aufmerksam sein, die rennen auch einfach mal über die Straße oder laufen mit dem Kopf nach unten. Einmal musste ich ein Kind am Rucksack festhalten, weil es über die Straße wollte, als ein Auto kam.  

Wie bleibt ihr konzentriert, wenn euch zum Beispiel Mitschülerinnen und Mitschüler stören oder ärgern? 

Jannes: Das Wichtigste als Schülerlotse ist, die Ruhe zu bewahren. Man kann versuchen, mit der störenden Person zu reden, aber das klappt nicht immer. Dann muss man sie ignorieren und hoffen, dass sie von allein geht, weil es langweilig wird.  

Fabian: Wenn so etwas öfter passiert, können wir auch zu unseren Lehrerinnen und Lehrern gehen. Sie sprechen dann mit der Person, die öfter auffällig war.

Bild 2 von 2
Jannes ist ebenfalls 19 Jahre alt und geht mit Fabian in die 13. Klasse. Er lernt Japanisch und bereitet sich auf eine Japanreise nach dem Abitur vor. Nach seiner Auszeit will er im Kreativbereich arbeiten.
Bild 1 von 2
Fabian ist 19 Jahre alt und besucht die 13. Klasse. Neben seiner Tätigkeit als Schülerlotse engagiert er sich als Verkehrshelfer und als Schiedsrichter im Fußball. Nach dem Abitur möchte er bei der Polizei in Niedersachsen studieren.
Bild 2 von 2
Jannes ist ebenfalls 19 Jahre alt und geht mit Fabian in die 13. Klasse. Er lernt Japanisch und bereitet sich auf eine Japanreise nach dem Abitur vor. Nach seiner Auszeit will er im Kreativbereich arbeiten.
Bild 1 von 2
Fabian ist 19 Jahre alt und besucht die 13. Klasse. Neben seiner Tätigkeit als Schülerlotse engagiert er sich als Verkehrshelfer und als Schiedsrichter im Fußball. Nach dem Abitur möchte er bei der Polizei in Niedersachsen studieren.

Wie erlebt ihr die Stimmung im Straßenverkehr? 

Fabian: Viele Autofahrende sind sehr ungeduldig. Sie vermitteln das Gefühl, dass sie in der Hierarchie ganz oben stehen und verhalten sich auch so. Zum Beispiel nehmen sie Fahrradfahrenden immer mal wieder die Vorfahrt.  

Was wünscht ihr euch von den Verkehrsteilnehmenden für einen sicheren Schulweg? 

Jannes: Die Klassiker: weniger egoistisch denken, mehr Zeit lassen und aufmerksam sein. Vor allem von den Eltern würde ich mir wünschen, dass sie nicht mit dem Auto bis vor die Schultür fahren, sondern ein paar Meter davor parken. Gerade zu den Bring- und Abholzeiten ist vor der Schule viel los. Für die jüngeren Schülerinnen und Schüler ist das eine große Stresssituation und sie sind weniger aufmerksam.  

Fabian: Oder einfach weniger Auto fahren.

Anderen Kindern sage ich immer: Kopf hoch, das Handy kann warten.

Welche Tipps habt ihr für andere Kinder und Jugendliche im Straßenverkehr? 

Jannes: Wichtig ist, dass die Kinder auf dem Fahrrad ausreichend Licht haben. Das gilt auch für Erwachsene, die mit dem Fahrrad unterwegs sind. Außerdem empfehle ich, beim Laufen auf das Handy zu verzichten. Anderen Kindern sage ich immer: Kopf hoch, das Handy kann warten.

Sie wünschen sich Schülerlotsinnen und -lotsen an Ihrer Schule? So geht’s:

Bundesweit können sich Schülerinnen und Schüler ab dem 13. Lebensjahr und dem Besuch der 7. Klasse als Schülerlotsinnen und Schülerlotsen ausbilden lassen. In Brandenburg ist die Ausbildung ab dem 11. Lebensjahr möglich, in Berlin ab der 5. Klasse. Der Einsatz ist freiwillig und ehrenamtlich. Die Schulleitung, der Elternbeirat oder die Schülermitverwaltung kann einen Lotsendienst an der Schule vorschlagen. Auch Verkehrswachten oder die Polizei unterstützen dabei. Mehr Informationen hier.

Bilder: Fabian Klein und Jannes Schmidt