Ein Crash – und plötzlich ist alles anders: In der TV-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ überfuhr Jörn Schlönvoigt eine Frau, die noch am Unfallort verstarb. Auch jenseits des Soap-Sets ist der Schauspieler im Straßenverkehr schon in brenzlige Situationen geraten. Im Interview erzählt der gebürtige Berliner, wie ein Unfall seine Einstellung zum Autofahren verändert hat, warum Erste Hilfe so wichtig ist – und was er neben seinem Bett versteckt hält.
Jörn, du bist Schauspieler, Musiker, DJ und Restaurantbesitzer. Welche Rollen fehlen dir noch in deiner Vita?
Ich bin immer interessiert daran, neue Sachen auszuprobieren. Nach neun Jahren als „Philip“ ist es einfach gut, über den eigenen Tellerrand zu schauen und die Rolle dann wieder ganz anders zu beleben. Würde ich immer nur am Set von GZSZ sitzen, wäre ich kein kreativ arbeitender Mensch, sondern ein Roboter.
Im Oktober 2012 bist du auf der Autobahn Richtung Bayern mit Tempo 100 in die Leitplanke gefahren. Wie hast du diesen Unfall erlebt?
Das kam alles völlig überraschend. Ich bin ein routinierter Autofahrer, immer wachsam und auf meine Sicherheit bedacht. Auch an diesem Tag war ich ganz entspannt unterwegs – und alles war in Ordnung. Aber dann, als ich auf eine Raststätte fahren wollte, ist mir beim Spurwechsel auf einmal völlig unvermittelt das Heck ausgebrochen. Ich kann es mir nur so erklären, dass an dieser Stelle eine Eisfläche gewesen sein muss. Jedenfalls bin ich frontal in die Leitplanke geschlittert. Ich hatte riesiges Glück: Niemand ist in mich reingefahren und ich hatte keinen Kratzer.
Wie war es, nach dem Unfall wieder ins Auto zu steigen?
Das Gefühl war anders als davor. Ich hatte zwar keine Angst, aber die Bilder des Unfalls habe ich nicht so schnell aus dem Kopf bekommen: wie mein Auto sich auf einmal wegdreht und die Leitplanke näher kommt – und dann das Geräusch des Aufschlags. Das Erlebnis hat mir jedenfalls gezeigt, wie wichtig es ist, sich den Witterungsverhältnissen anzupassen und dementsprechend zu fahren. Wäre ich schneller unterwegs gewesen, hätte ich den Unfall vielleicht nicht überlebt.
In deiner GZSZ-Rolle als Philip Höfer hattest du einen noch schwereren Autounfall, bei dem eine Frau gestorben ist...
Richtig, und ich hatte in der Serie dann schreckliche Schuldgefühle. Diese Szenen zu spielen, ist mir wahnsinnig nahegegangen und hat mich daran erinnert, was ich schon in der Fahrschule als Erstes gelernt habe: Du trägst beim Autofahren nicht nur Verantwortung für dich, sondern in erster Linie auch für andere.
In der Serie spielst du einen angehenden Arzt. Aber auch im echten Leben hast du schon Leben gerettet. Im August letzten Jahres hast du bei einer älteren Dame Erste Hilfe geleistet. Was ist genau passiert?
Die Frau war auf ihrem Fahrrad von einem Auto angefahren worden und gestürzt. Vor uns fuhren die Autos einfach um sie herum, und keiner hielt an, um zu helfen – das muss man sich mal vorstellen! Als mein Kumpel und ich sie erreichten, machte sie im ersten Moment nicht den Eindruck, verletzt zu sein. Ein Blick in ihre Augen verriet uns aber, dass etwas nicht stimmen konnte: Die Pupillen waren unterschiedlich groß, ein mögliches Zeichen für eine Gehirnblutung. Wir haben sofort einen Krankenwagen gerufen, und unsere laienhafte Diagnose hat sich später als richtig herausgestellt. Die Frau musste sich einer Notoperation unterziehen und drei Monate im Krankenhaus bleiben, ist jetzt aber glücklicherweise wieder wohlauf.
Woher wusstest du, was zu tun ist?
Ich bereite mich auf meine Rollen sehr intensiv vor – einen angehenden Arzt spielst du nicht aus Erfahrungen, das musst du lernen. Also habe ich meine Mediziner-Freunde genervt, ausgefragt und bei diversen Operationen zugeschaut. Und zum Glück liegt mein letzter Erste-Hilfe-Kurs noch nicht allzu lange zurück.
Was möchtest du deinen Fans in Bezug auf Erste Hilfe mit auf den Weg geben?
Habt keine Angst davor, einen Fehler zu machen. Der größte Fehler wäre es, gar nicht zu helfen. Und die 112 kann jeder rufen!
Verhältst du dich wegen deiner Prominenz so vorbildlich? Immerhin hast du durch GZSZ ein Millionenpublikum und mehr als 80.000 Fans auf Facebook.
Nein, das bin ich wirklich selbst! Ich war nie ein Rebell oder Angeber, der großartig Risiken eingehen musste – das Leben ist schon gefährlich genug. Das gilt im Straßenverkehr genauso wie in anderen Bereichen. Soll ich dir ein Geheimnis verraten?
Klar.
Neben meinem Bett steht ein Feuerlöscher. Ich mag nämlich auch im Schlaf keine bösen Überraschungen.
Habt keine Angst davor, einen Fehler zu machen. Der größte Fehler wäre es, gar nicht zu helfen. Und die 112 kann jeder rufen!