Die Hitze drückt, die Kinder quengeln und vor der Windschutzscheibe schlängeln sich die Autos bis zum Horizont: Im Stau stehen kann an den Nerven zerren. Doch das ist längst nicht das größte Problem, die Wagenkolonnen sind auch gefährlich. „Runter vom Gas“ erklärt, wie die Schlangen auf den Autobahnen entstehen, warum der Stillstand zum Risiko werden kann und was jeder Fahrer für mehr Sicherheit tun kann.
Wie entsteht ein Stau?
341.000 Stunden – so lange dauerten zusammengerechnet alle Staus in Deutschland im Jahr 2015. Das entspricht rund 39 Jahren und über 1,125.000 Staukilometern. Damit steht jeder Deutsche durchschnittlich 50 Stunden pro Jahr im Stau. Für das lange Warten sind Autofahrer zum großen Teil selbst verantwortlich. Denn Staus auf Autobahnen entstehen nicht von alleine. Im Gegenteil: „Zum Beispiel können unnötige Spurwechsel dazu führen, dass andere Verkehrsteilnehmer abrupt bremsen müssen“, erklärt Prof. Dr. Justin Geistefeldt, Leiter des Lehrstuhls für Verkehrswesen an der Ruhr-Universität Bochum. „Ist die Strecke hoch belastet, kann dies eine Kettenreaktion auslösen, die den Verkehr schlussendlich zum Erliegen bringt.“
Wie riskant ist ein Stau?
Stehende und langsam fahrende Autos sind ein größeres Risiko als vielfach angenommen: „Besonders am Stauende kommt es immer wieder zu folgenschweren Unfällen“, erklärt Prof. Geistefeldt. „Oft sind die Fahrer unaufmerksam und sehen die stehenden Autos nicht rechtzeitig. Auch führen zu geringe Abstände dazu, dass nicht genug Zeit zur Reaktion auf plötzliche Bremsmanöver der vorausfahrenden Fahrzeuge bleibt.“
Auch wenn sich ein Stau langsam wieder auflöst, besteht Gefahr: „Staus breiten sich oft in Wellen und über mehrere Kilometer aus“, so Geistefeldt. „Viele Verkehrsteilnehmer kommen aus der ersten Welle heraus, denken, der Stau sei zu Ende, und geben Gas. Die nächste Welle wartet aber oft nur ein paar hundert Meter weiter. Daher sollte man zügig, aber mit ausreichend Abstand aus dem Stau heraus beschleunigen. Sonst passieren schnell Auffahrunfälle.“
Wie verhalte ich mich im Stau?
Auch bei stehendem Verkehr oder Stop-and-Go gilt die Grundregel: Konzentriert bleiben und das Geschehen im Blick behalten. Ansonsten können diese Tipps helfen, die unangenehme Situation unbeschadet zu überstehen:
- 1.Ausreichend Abstand zum Vordermann halten
- 2.Verkehrsfunk aktivieren und Staumeldungen verfolgen, um über Ursache, Länge und voraussichtliche Dauer der Blockade informiert zu sein
- 3.Sofort die Warnblinker setzen, um den nachkommenden Verkehr zu warnen
- 4.Eine Rettungsgasse bilden
Jeder Deutsche steht durchschnittlich 50 Stunden pro Jahr im Stau.
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