Müdigkeit, Rückenbeschwerden, Konzentrationsschwäche: Bei langen Autofahrten gelangen Fahrer häufig an körperliche Grenzen. Damit Reisende sicher und entspannt ankommen, sollten sie bereits vor Fahrtantritt viele Aspekte bedenken.
Dazu gehört etwa, die Route zu planen. Fahrer verlassen sich besser nicht auf die prognostizierte Ankunftszeit des Navigationsgeräts und berechnen mehr Zeit ein – vor allem für Pausen. Bei längeren Autofahrten sollte außerdem eine zusätzliche Übernachtung einkalkuliert werden, um die Fahrt ausgeruht fortzusetzen. Dadurch geraten Reisende nicht in Stress – und Staus überstehen sie gelassen.
Vor Fahrtantritt ziehen Urlauber am besten etwas Bequemes an. Nach Angaben des ADAC sollte die Kleidung aus luftigem, schnell trocknendem Material bestehen und Schweiß durchlassen. Ansonsten könnte der Stoff nasskalt am Körper kleben. Mögliche Folgen: eine Muskelverkrampfung und Schnupfen.
Wichtig auch, dass Fahrer die Reise unbedingt ausgeschlafen antreten. Wer übermüdet ist, erhöht das Unfallrisiko. Fahrer, die beispielsweise bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h nur drei Sekunden einnicken, sind über 83 Meter blind unterwegs.
Lerche oder Eule?
Um Sekundenschlaf am Steuer vorzubeugen, orientieren sich Fahrer am besten an ihrem individuellen Biorhythmus. Dieser bestimmt, wann Menschen besonders leistungsfähig sind – ob vormittags oder eher abends. Schlafforscher unterscheiden in diesem Fall zwischen „Lerchen“ und „Eulen“. Je besser sich Fahrer in dieser Hinsicht beurteilen, desto sicherer sind sie unterwegs und können u.a. besser einschätzen, zu welcher Tageszeit sie die Reise antreten. Mit einem Online-Test können Fahrer herausfinden, wann sie fit sind und welchem Schlaftypen sie entsprechen.
Street Food: Unterwegs essen
Auch die Verpflegung ist wichtig, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten. Bei längeren Fahrten nehmen Reisende am besten Proviant mit an Bord. Im Idealfall auf leichte und haltbare Kost setzen: Salate, gegartes Gemüse und Vollkornbrot. Das vermeidet ein Völlegefühl. Auf Weizenprodukte und Fleisch weitgehend verzichten. Vor der Fahrt sollten Autofahrer etwas essen, die Reise jedoch nicht mit zu vollem Magen antreten. Wenn unterwegs der Hunger kommt, steuert man unbedingt einen Rastplatz an und nutzt einen Picknicktisch statt am Steuer zu essen. Wer sich nicht selbst versorgt, kann an den vielen Raststätten an der Autobahn halten. Wichtig ist auch: Etwa zwei Liter Flüssigkeit pro Tag zu sich nehmen – empfehlenswert sind ungesüßte Säfte und Wasser.
Pausen? Am besten alle zwei Stunden.
Sind Autofahrer lange unterwegs, lässt häufig die Konzentration nach. Die Müdigkeit nimmt hingegen zu. Erste Anzeichen sollten Fahrer nicht ignorieren: etwa brennende Augenlider und häufiges Gähnen. Spätestens dann wird es Zeit für eine Pause. Am besten alle zwei Stunden einen Rastplatz ansteuern. Dabei auch mal einen Kurzschlaf von zehn bis 20 Minuten einlegen. Um den Kreislauf wieder zu aktivieren, hilft außerdem Bewegung. Mit diesen einfachen Dehn- und Entspannungsübungen gelingt das:
Der „Rumpfstrecker“
Aufrecht stehen und einen Arm nach oben strecken. Den Rumpf leicht zur Seite neigen, dann Seitenwechsel.
Der „Stufen-Step“
In schnellem Tempo auf einer Stufe auf- und absteigen. Dabei wechselnd den rechten und linken Fuß aufsetzen. Drei Durchgänge à 30 Sekunden, dazwischen Pause machen.
Streckung und Kniebeuge
Beim Einatmen die Arme nach oben heben. Dabei den Körper nach oben strecken. Beim Ausatmen tief in die Knie gehen. Dabei den Arm nach unten durchschwingen.
Über die Hälfte der Personen im Besitz eines Pkw-Führerscheins werden auf längeren privaten Autofahrten (mindestens drei Stunden) von mindestens einer anderen Person im Besitz eines Führerscheins begleitet. Viele Begleitpersonen unterschätzen jedoch, wie gefährlich es sein kann, wenn der Fahrende langsam müde wird. Dies ergab eine aktuelle YouGov-Umfrage von mehr als 1.740 Personen im Besitz eines Pkw-Führerscheins im Auftrag des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) mit Unterstützung des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sowie weiterer Partner im Rahmen der Kampagne „Vorsicht Sekundenschlaf!".
Viele Beifahrer sind mit ihrer Aufmerksamkeit beim Autofahrenden
63 Prozent der befragten Personen im Besitz eines Pkw-Führerscheins nutzen ihre Zeit auf dem Beifahrersitz, um sich mit dem Fahrenden zu unterhalten, 58 Prozent, um auf den Verkehr zu achten, 46 Prozent, um die Route zu kontrollieren und 25 Prozent, um sich für einen Fahrerwechsel auszuruhen (Mehrfachnennung möglich). Ein Großteil der Begleitpersonen schenkt somit auf längeren Autofahrten seine Aufmerksamkeit der Person hinter dem Steuer und unterstützt diese beim sicheren Fahren und gleichzeitig vor Müdigkeit. Denn lange Zeiten hinter dem Steuer und monotone Strecken auf der Autobahn können müde machen.
Viele Beifahrer reagieren nicht konsequent genug auf Müdigkeit beim Autofahrenden
Gerade einmal die Hälfte der Begleitpersonen nimmt die Müdigkeit des Fahrenden wirklich ernst: 56 Prozent der befragten Begleitpersonen fragen nach einer Pause, 54 Prozent bieten einen Fahrerwechsel an und 39 Prozent fragen nach Müdigkeit, wenn sie merken, dass die Konzentration des Autofahrenden nachlässt und er oder sie anfängt zu gähnen oder sich die Augen zu reiben (Mehrfachnennung möglich). Fast jeder Dritte unterschätzt die Gefahr von Müdigkeit hinter dem Steuer: 24 Prozent versuchen die Person am Steuer im Gespräch von ihrer Müdigkeit abzulenken (Mehrfachnennung möglich). Dies kann gefährlich werden, denn das Einzige, was hinter dem Steuer gegen akute Müdigkeit hilft, ist eine Pause, am besten alle zwei Stunden.
Mythen um Müdigkeit: Was nicht wachhält
Fahren bei offenem Fenster oder laute Musik hören? Das sind keine effektiven Mittel gegen Müdigkeit. Auch Kaugummi kauen schafft keine Abhilfe. Und Kaffee und Energy Drinks ersetzen keinen Schlaf. Sinnvoll kann es jedoch sein, vor dem Kurzschlaf auf einem Rastplatz einen Kaffee zu trinken. Das enthaltene Koffein wirkt nach 30 Minuten. Negativ auf die Leistungsfähigkeit kann sich auch die Klimaanlage auswirken. Ist diese zu kalt eingestellt, können Pkw-Insassen Kreislaufprobleme bekommen. Die meisten bleiben bei einer Temperatur von 23 Grad Celsius im Auto leistungsfähig. Grundsätzlich sollte der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur maximal sechs Grad Celsius betragen.
Weiterführende Links
„Vorsicht Sekundenschlaf! Die Aktion gegen Müdigkeit am Steuer“
Lerche oder Eule? Der Test