Als Nachwuchsdirektor von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach begleitet Roland Virkus Talente auf ihrem Weg in den Profisport. Bei „Runter vom Gas“ spricht der 47-Jährige über Autos als Statussymbole junger Spieler, die Verantwortung der Vereine und den Unfalltod von Junior Malanda.
Herr Virkus, Fairplay spielt im Fußball eine große Rolle. Wie wichtig ist es im Straßenverkehr?
Sehr wichtig. Im Sport und im Straßenverkehr geht es darum, seine Ziele zu erreichen – und dabei fair zu bleiben. Im Fußball heißt das, am Ende eines Spiels erhobenen Hauptes vom Platz gehen zu können. Im Straßenverkehr steht Fairplay dafür, sicher ans Ziel zu kommen, ohne dabei sich oder andere zu gefährden. Ich würde so weit gehen und sagen, dass der Fairplay-Gedanke in allen gesellschaftlichen Bereichen wichtig ist.
Fußball-Profi Junior Malanda vom VfL Wolfsburg ist im Alter von 20 Jahren bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen?
Das war eine furchtbare Nachricht. In so einem Moment wird uns schmerzhaft vor Augen geführt, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt als den Fußball. Auch mit etwas Abstand kann ich der Familie und dem ganzen Umfeld von Junior Malanda nur viel Kraft wünschen, um diese schwierige Situation zu bewältigen.
Als Nachwuchsdirektor von Borussia Mönchengladbach haben Sie viel mit jungen Spielern zu tun, die schnelle Autos häufig als Statussymbol betrachten. Welche Möglichkeiten haben Sie und der Verein, junge Menschen für eine verantwortungsbewusste Fahrweise zu sensibilisieren?
Im Nachwuchsbereich geht es bei Borussia auch um Persönlichkeitsentwicklung. Bei uns sollen sich junge Spieler nicht nur zu guten Fußballern entwickeln, wir wollen ihnen Werte und Tugenden mit auf den Weg geben. Wir legen zum Beispiel Wert auf Bescheidenheit, Lernbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein. In dem Zusammenhang sehen wir es natürlich als Aufgabe, unsere Jugendspieler über die Gefahren im Straßenverkehr aufzuklären.
Der deutsche Nationalspieler und ehemalige Mönchengladbacher Marco Reus geriet Ende des vergangenen Jahres in die Schlagzeilen, weil er jahrelang ohne gültigen Führerschein gefahren ist. Wie haben Sie reagiert, als Sie davon erfahren haben?
Ich war sehr überrascht. In seiner Anfangszeit in Mönchengladbach hatte Marco keinen Führerschein, das wussten wir. Er ist oft mit anderen Spielern zum Training gekommen. Irgendwann fuhr er dann selbst mit einem Wagen vor. Natürlich sind wir davon ausgegangen, dass er – wie so viele andere junge Menschen in diesem Alter auch – seine Führerscheinprüfung abgelegt hat. Er weiß ganz genau, dass er einen Riesenfehler begangen hat. Man kann nur froh sein, dass niemand durch sein Fehlverhalten zu Schaden gekommen ist.
Waren Sie selbst schon einmal in einen Verkehrsunfall verwickelt?
Nein, das kam zum Glück bislang noch nicht vor.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) setzen sich mit der Verkehrssicherheitskampagne „Runter vom Gas“ für die Sicherheit auf deutschen Straßen ein. Wie wichtig ist diese Arbeit?
Da gibt es keine zwei Meinungen. Sicherheit auf den Straßen ist ein wichtiges Thema, das uns alle angeht. Niemand möchte in einen Unfall verwickelt werden, geschweige denn einen nahestehenden Menschen auf Grund eines Verkehrsunfalls verlieren. Die Leute müssen für Gefahren sensibilisiert werden, damit sie gar nicht erst zu viel riskieren. Nicht jeder bekommt die Chance, aus seinen Fehlern zu lernen und beim nächsten Mal richtig zu handeln. Auch deshalb hat Borussia im Vorjahr die Aktion „Nach dem Spiel ist vor der Heimfahrt“ von „Runter vom Gas“ unterstützt.