Im Eiskanal gehört Felix Loch zu den schnellsten. Der Thüringer ist dreifacher Olympiasieger, achtfacher Weltmeister, Europameister und Gesamtweltcupsieger. Sitzt der Rennrodler im Auto, lässt er es gemütlicher angehen. Warum, erklärt er im Interview.
Felix, du bist einer der erfolgreichsten Wintersportler der Welt. Was ist dein größter Antrieb?
Jedes Jahr etwas besser zu werden. Ich will mir und meinen Fans beweisen, dass ich immer wieder ganz oben auf dem Podest stehen kann. Und ich lebe und liebe meinen Sport wirklich – das motiviert mich!
Was fasziniert dich so am Rennrodeln?
So gut wie alles: die Geschwindigkeit natürlich, aber auch die Fliehkräfte, die in den Kurven wirken. Außerdem macht mir die Arbeit am Schlitten großen Spaß – da kann man sich selbst einbringen und sofort sehen, ob die Veränderungen etwas gebracht haben.
Du stürzt dich mit bis zu 150 km/h in den Eiskanal – „Rasen“ ist dein Beruf. Bist du auch privat, zum Beispiel im Straßenverkehr, ein Adrenalinjunkie?
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit meinem Rennrad nur im Schritttempo unterwegs bin. Aber ich halte mich an die Regeln, nehme Rücksicht – und ohne Helm geht bei mir gar nichts! Als Autofahrer lasse ich es gerne gemütlich angehen. Die Geschwindigkeit ist schließlich mein Job, da kann ich im Straßenverkehr auf Adrenalin verzichten.
Was machst du, um nach einem Wettkampf „runterzukommen“ und dich mit klarem Kopf hinters Steuer zu setzen?
Nach einem Rennen dauert es ein bisschen, bis der Körper wieder im Normalzustand ist. Wenn bei mir der Adrenalinpegel runterfährt, werde ich oft ziemlich müde. Deshalb gebe ich das Steuer meist ab und schlafe erst einmal ein Stündchen, bevor ich selbst fahre. Häufig haben wir nach einem Wettkampf aber auch noch Pressetermine oder andere Veranstaltungen: Das gibt mir genügend Zeit, mich zu entspannen.
Du bist beruflich viel unterwegs: Hast du als Verkehrsteilnehmer je eine gefährliche Situation oder einen Unfall erlebt?
Auf der Autobahn wurde ich einmal von einem Lkw geschnitten. Glücklicherweise konnte ich, vielleicht auch aufgrund meiner Sportart, schnell genug reagieren und ausweichen. Ins Gedächtnis gebrannt hat sich bei mir aber ein anderes Erlebnis: Als Kind musste ich mitansehen, wie ein Radler von einem Auto angefahren wurde. Seitdem setze ich mich nie ohne Helm auf mein Rad oder meine Vespa.
18- bis 24-Jährige verunglücken am häufigsten im Straßenverkehr – eine Altersgruppe, zu der auch du gehörst. Willst du den jungen Fahrern etwas mit auf den Weg geben?
Das klingt aus dem Mund eines Rennsportlers vielleicht komisch, aber das Wichtigste ist, nicht zu schnell zu fahren. Außerdem sollte jeder versuchen, mehr Rücksicht zu nehmen und mit den Fehlern anderer zu rechnen. Im Gegensatz zur Rodelbahn ist man auf der Straße schließlich nicht allein.
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